Der Autor

Autor der Reihe MARK BRANDIS war der hier unter Pseudonym arbeitende deutsche Schriftsteller, Hörspielautor und Journalist

Nikolai von Michalewsky

Nikolai von Michalewsky

Nikolai von Michalewsky

  • geboren 17.1.1931 in Dahlewitz (Mark Brandenburg)
  • gestorben 27.12.2000 in Grasberg (im Teufelsmoor)

Pseudonyme:
Bo Anders, Mark Brandis, Victor Karelin, Nick Norden

Lebensweg:
Nikolai v. Michalewsky arbeitete nach dem Ende der Schulzeit zunächst als Hafenarbeiter und Industriepolizist, dann auf einer Kaffeeplantage im damaligen Belgisch-Kongo und schließlich als Taucher im Mittelmeer. Seine Erfahrungen in Afrika verarbeitete er bald in vier Afrika-Romanen und einigen Jugendbüchern, die den Grundstein für seine Karriere als Journalist und Schriftsteller legten. Auch als Dokumentarfilmer machte er sich einen Namen. Seine besondere Zuneigung galt neben dem Roman insbesondere dem Hörspiel -, er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands.
Den größten öffentlichen Bekanntheitsgrad erreichte er in den 70er Jahren mit der Mark-Brandis-Reihe, der bis heute (nach Perry Rhodan) erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Buchreihe überhaupt. 1969 war der Herder-Verlag an ihn mit der Bitte herangetreten, ein SF-Abenteuerbuch zu schreiben. Dies war ein Feld, mit dem er, wie er sagte, zuvor wenig Berührungspunkte hatte. Der unerwartete Erfolg des Buches Bordbuch Delta VII zog Folgeaufträge nach sich, und nach Band 4 hatte sich die MARK BRANDIS – Reihe in ein tragbares fortsetzbares Konzept verwandelt.

Die konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug dem Autor eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Nichtsdestoweniger blieb seine Identität jahrzehntelang ein Geheimnis. Der Serientitel »Weltraumpartisanen« und das Design der Serie entstanden unter der Federführung des Verlags und des Lektors Anton Baumeister. Der renommierte Grafiker Robert André entwarf die Umschläge und sorgte für die optische Wiedererkennbarkeit der Bücher. 31 Bände entstanden zwischen 1970 und 1987. Auf der Website des Fanzines „Delta 7“ findet sich ein interessantes Interview mit Hr. Baumeister zum Werdegang der Serie.

Die Abenteuer des Testpiloten der VEGA, festgehalten in einunddreißig Bänden, führten den Leser in eine Welt von morgen – deren Szenario heute in weiten Teilen von der Wirklichkeit eingeholt oder auch schon überholt worden ist. Die Probleme, mit denen Mark Brandis konfrontiert wurde, waren die, mit denen sich Nikolai von Michalewsky in seiner realen Welt auseinandersetzte, und die ihn beunruhigten. Es waren zum Beispiel die Entmenschlichung der Welt durch eine fortschreitende Technisierung oder auch die Gefahr der Manipulier- und Formbarkeit des Menschen durch Eingriffe in das Erbgut. Die Folgen des sorglosen Umgangs mit Giftmüll thematisierte er ebenso wie die Einengung des Persönlichkeitsrechtes durch eine ausufernde Bürokratie oder diktatorische Staatsmacht. Für die Welt von morgen verschob er die politischen Verhältnisse auf der Erde und übertrug sie, wenn nötig, ins Weltall.
Seine Kunst war es, auch schwierige Sachzusammenhänge oder geschichtliche Themen in eine spannende Handlung zu verpacken, die sich allerdings nicht nur in Aktionen erschöpfte. […] Im Mittelpunkt standen für den Schriftsteller immer die für ihn gültigen Werte menschlichen Zusammenlebens. Die Worte des Weltraumpiloten Mark Brandis »Woran du glaubst, dafür sollst du leben und sterben« hatten Gültigkeit auch für Nikolai von Michalewsky.

Mark Brandis ist ein Held, der in erster Linie als Mensch gesehen werden muß mit seinen Fehlern und Schwächen, seinen Zweifeln, seiner Hoffnung und seiner Liebe und mit seiner Einsamkeit. Sicher sind in dieser Figur auch autobiographische Züge zu entdecken. So wie Mark Brandis immer wieder aufbricht, um seine Pflicht zu tun, war Nikolai von Michalewsky in seiner Arbeit ebenfalls sehr diszipliniert. Er zog sich nicht zurück, um den Kuß der Muse zu erwarten, sondern setzte sich an den Schreibtisch, um zu arbeiten. Erst wenn das Pensum, das er sich vorgenommen hatte, geschrieben war, stand er wieder auf. Ließ sich die Muse allerdings bei ihm nieder, genoß er es. Dann hämmerte er den Text eines ganzen Buches ohne vorheriges Skript mit dem Zeigefinger der rechten Hand in die Maschine. Nur noch den Daumen der linken benötigte er für die Großbuchstaben. Mit diesem Zwei-Finger-System entstanden über achtzig Bücher, ungezählte Hörspiele, Kurzgeschichten, Hörfunksendungen und Gedichte, ein sehr umfangreiches und weitgefächertes schriftstellerisches Werk.

— Reinhild von Michalewsky, aus dem Vorwort der Neuauflage „Bordbuch Delta VII“

Seit den späten 90er Jahren war ein Wiedererwachen des Interesses an der MB-Serie deutlich spürbar. Ihr Autor war Guest Of Honor der 10. SF-Tage in Nordrhein-Westfalen und er bekam 1999 auf dem TRINITY-Con durch phantastik.de einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk verliehen. Ab Juli 2000 sollte es eine Weiterentwicklung der Buchreihe hin zu »erwachsenerer« SF geben; der erste Band Ambivalente Zone war noch zu Lebzeiten als BOD erschienen.

Nikolai v. Michalewsky starb wenige Wochen vor seinem 70. Geburtstag am 27.12.2000.


Diese Youtube-Episode zum Autor zitiert (ohne Quellenangabe) größere Teile eines Artikels von Alexander Seibold, der im „Science-Fiction Jahrbuch 2006“ und in der Zeitschrift „phantastisch!“ erschienen war (daher zitieren wir den Verfasser zumindest hier):

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